Die Logistik spielt in der Produktionskette der Forstindustrie eine wichtige Rolle. Zunächst wird der Holzrohstoff vom Wald zum Werk transportiert. Nach der Verarbeitung wird er in Form von Zellstoff, Papier, Sperrholz oder Schnittholz an den Kunden geliefert.
UPM Forest reduziert seine CO2-Bilanz und Emissionen, indem es für seine Transportbedürfnisse die sinnvollsten Fahrzeuge, Routen und Lagerhäuser wählt. Nebenher bessert sich auch die Transporteffizienz.
„Die logistischen Entscheidungen, die wir beim Transport von Rohstoffen und Produkten treffen, sind nicht nur für unsere Geschäfte wichtig, sondern auch für den Umweltschutz. Transport muss immer sicher, umweltfreundlich und rentabel sein“, so Esa Korhonen, Senior Manager, Logistics Services bei UPM Forest.
Die Ernte, die Lagerung und der Transport zu den Werken erfolgen mit einer flexiblen Kombination aus Schienen-, Straßen- und Wasserverkehrsmitteln. In den Werken werden jährlich mehr als 20 Millionen Kubikmeter Faser- und Rundholz als Rohstoff verarbeitet. Zwei Drittel des Faser- und Rundholzes werden mit Straßenfahrzeugen, ein Viertel per Bahn und circa 5 % auf dem Wasserweg transportiert.
UPM Forest nutzt moderne geografische Informationssysteme und GPSNavigation, um Transporte zu planen und zu überwachen. Statt eine eigene Transportflotte zu kaufen, arbeitet das Unternehmen mit mehr als 350 Transportunternehmern zusammen. Von seinen Transportpartnern erwartet UPM unter die Einhaltung des Lieferantenkodex von UPM sowie die Umsetzung dessen Richtlinien zu Sicherheit, Verantwortung, Qualität und Umwelt.
UPM steht der Einführung innovativerLogistikmethoden aufgeschlossen gegenüber. In den letzten Jahren hat UPM Forest im Rahmen eines großen Projekts, High Capacity Transport (HCT) pilotiert. Seit 2013 werden riesige LKW mit einer Länge von mehr als 25,25 Metern und einer Tragfähigkeit von mehr als 76 Tonnen im Rahmen eines neuen Projekts unter der Leitung der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde getestet.
„Ich schlug sofort vor, die Startund Landebahn am Flughafen Lappeenranta für einen Tag zu mieten. Unter Mitwirkung von Angehörigen der Universität Oulu wurden das Lenkverhalten, die Neigung und die Sicherheit der Fahrzeuge untersucht. Die ganze Sache erforderte positives Denken und ein Quäntchen Tollkühnheit“, erzählt Korhonen. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Sanfte Riesen
Auf dem Rollfeld des Flughafens wurde ein 100 Tonnen schweres HCT-Kombinationsfahrzeug getestet, das seit 2014 für die Beförderung von Holz zwischen vier finnischen Werken eingesetzt wird. UPM Forest verwendet außerdem vier etwas leichtere Kombinationsfahrzeuge für den Transport von Spänen zwischen ausgewählten Werken. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
„Mit HCT-Kombinationsfahrzeugen können wir den Kraftstoffverbrauch pro Ladung senken. Gleichzeitig tragen wir zu mehr Sicherheit bei, indem wir die Anzahl der LKW im Straßenverkehr reduzieren. Dank der Standorte der Werke, unseres einzigartigen Transportsystems und hervorragender Planung konnten wir den Anteil riesiger LKW mit voller Ladung erhöhen“, erklärt Korhonen.
Nach Angaben der F&E-Spezialisten von Metsäteho Oy, die ebenfalls an dem Projekt mitwirken, sind die Vorteile riesiger LKW besonders beim Transport von Holzspänen zwischen den Terminals deutlich. Je nach der Größe des Kombinationsfahrzeugs werden die Kosten im Vergleich zu regulären LKW um 5 bis 15 % gesenkt.
HCT-Fahrzeuge transportieren bis zu einem Drittel mehr Holz als normale LKW. Ein 84-Tonnen-Fahrzeug kann die Ladung direkt im Wald abholen, was im Vergleich zum Normalen eine Kosteneinsparung von fast 10 % bedeutet. Schwerere Fahrzeuge dürfen nicht in Wäldern eingesetzt werden, das heißt, das Holz muss am Terminal erneut aufgeladen werden.
Zu den Vorteilen von HCT gehören geringere Emissionen und eine Verringerung des Kraftstoffverbrauchs um bis zu einem Fünftel.
„Selbst bei Fahrten unter 100 Kilometern werden Emissionsvorteile erzielt. Bei einem höheren Gesamtgewicht steigt der Nutzlastanteil, und der Kraftstoffverbrauch pro transportiertem Kubikmeter sinkt. Die Vorteile sind noch größer, wenn die HCT-Kombinationsfahrzeuge jeweils voll beladen sind“, erklärt Pirjo Venäläinen, Senior Research Scientist bei Metsäteho.
Die Verkehrssicherheit hat bei der Entwicklung von HCT-Testkombinationsfahrzeugen eine besonders hohe Priorität. Eine Studie der Universität Aalto ergab, dass beim Überholen längerer Fahrzeuge zwar auch eine längere Wegstrecke zurückgelegt werden muss, die Gesamtzahl der Überholmanöver jedoch geringer ist.
Spezielles Straßennetz
Nach jahrelangen Tests wurde im Januar die maximal zulässige Länge von Kombinationsfahrzeugen auf 34,50 Meter und die maximale Länge von Sattelzugmaschinen auf 13 Meter erhöht. Das Höchstgewicht von voll beladenen Fahrzeugen ist jedoch weiterhin 76 Tonnen. In der Forstindustrie ist die höhere Fahrzeuglänge insbesondere beim Transport von Holzspänen vorteilhaft.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Beanspruchung der Straßen. Die Forstindustrie hofft, dass die Tests der HCT-Kombinationsfahrzeuge fortgesetzt werden, damit auch die Lebensdauer der Fahrzeuge und die langfristigen Wartungskosten näher untersucht werden können.
Die Flößerei lebt
UPM Forest ist das einzige Unternehmen in Finnland, das zusätzlich zum Schienen- und Straßentransport auch Flößerei betreibt. Korhonen ist als Floating Director für die finnische Seenplatte zuständig. Wasserwege sind effizient, weil sie ohne zusätzliche Investitionen sofort einsatzbereit sind.
„Wir fallen positiv auf. Flößerei ist nicht nur eine Transportmethode, sondern zusätzlich auch eine Lagermethode. Dank kostenloser Lagerplätze ist sie umweltfreundlich und aus geschäftlicher Sicht rentabel“, erklärt er.
Korhonen schätzt, dass der Energieverbrauch der Flößerei nur ein Drittel des Verbrauchs beim Fahrzeugtransport sowie die Hälfte des Verbrauchs beim Transport per Bahn und Schiff beträgt. Die Holzmenge eines Floßes ist so groß, dass für den Transport der gleichen Menge auf der Straße Hunderte von LKW eingesetzt werden müssten.
Die Flößerei ist dank der günstigen Lage der Werke und deren Erfahrung mit der Annahme und Verwendung von geflößtem Holz möglich. Das Holz wird von Joensuu über das Saimaa-Flussnetz zum Kaukas-Werk in Lappeenranta und zum Pellos-Sperrholzwerk in Ristiina befördert. In fünf Tagen legt es circa 260 Kilometer zurück.
Obwohl UPM Forest die Flößerei weniger häufig als andere Holztransportoptionen nutzt, fördert diese die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im Logistikbereich. Die verschiedenen Transportmethoden konkurrieren nicht miteinander, sondern bieten flexible
Möglichkeiten, die sicherste, rentabelste und umweltfreundlichste Lösung für unterschiedliche Transportanforderungen zu finden.
„Kleinvieh macht auch Mist. Verantwortungsbewusstes Management und Regeln sind zwar notwendig, aber entscheidend ist die richtige Einstellung. Mit der richtigen Einstellung ist uns der Erfolg sicher“, glaubt Korhonen.
Text: Janne Suokas
Fotos: Janne Lehtinen; Ville Vauhkonen; Mit freundlicher Genehmigung des Interviewpartners