Die Urbanisierung verändert die Art und Weise, wie wir leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Neben weniger Eheschließungen und Geburten, einer alternden Bevölkerung und einem Anstieg des verfügbaren Einkommen ist die Urbanisierung einer der Hauptfaktoren für die Zunahme der Single-Haushalte. Erich Klinenberg, der Autor von Going Solo, sagt, dass Städte es Menschen ermöglichen, allein zu leben und dennoch ihre Freizeit in Gesellschaft zu verbringen.
Laut Klinenberg sind Single-Haushalte ein relativ neues Phänomen. Er weist darauf hin, dass bis in die 1950er Jahre hinein keine einzige Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit das Alleinleben unterstützte. Schätzungen zufolge gab es Ende 2016 330 Millionen Single-Haushalte. Euromonitor rechnet damit, dass es bis 2030 weltweit 120 Millionen mehr sein werden.
Von Lulu, Anna und Alice wollten wir wissen, wie das das Single-Dasein insbesondere beim Lebensmittelkauf und beim Essengehen ihre Kaufentscheidungen beeinflusst.
Technologie als Wegbereiter
„Ich esse nicht viel Fast Food. Ein- bis zweimal pro Woche bestelle ich mir vielleicht etwas über Apps wie Eleme“, erzählt Lu Ying, Mitbegründerin von Future Urban Living. „Oft esse ich auswärts, bei geschäftlichen Meetings oder wenn ich mit Freunden ausgehe. Dabei geht es nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern vor allem auch um den sozialen Aspekt.“
Lulu lebt in Shanghai, wo die Menschen oft auswärts essen. Lulu führt dies darauf zurück, dass die Mahlzeiten in China üblicherweise aus vielen verschiedenen Gerichten bestehen. „Auch Familien, die zu Hause kochen, ergänzen selbst gekochte Mahlzeiten gerne mit einem Fertiggericht, um mehr Vielfalt auf den Tisch zu bringen. Meine Großeltern kaufen ihre Essenszutaten auf dem örtlichen „Wet Market“. Ich kaufe lieber in Supermärkten oder im Internet Fertiggerichte, die ich nur noch aufwärmen muss. Bei uns zu Hause wird auch gekocht, aber manche Gerichte holen wir uns auch im Restaurant. So können wir bei einer Mahlzeit bis zu 25 kleine Gerichte servieren, von denen alle probieren können.
In China kann man sogar frisches Obst und Gemüse online bestellen. „Ich kaufe meine Lebensmittel meistens im Online-Supermarkt Hema. Viele Menschen haben seit Jahren keinen Supermarkt mehr betreten. Im Internet wählt man die gewünschten Produkte aus und innerhalb von 20 Minuten wird alles in der Regel kostenlos nach Hause geliefert“, erklärt Lulu.
Da immer mehr Verbraucher in Ländern wie China den Komfort der Supermärkte den lokalen „Wet Markets“ vorziehen, wird der Bedarf an Etiketten für Lebensmittelverpackungen steigen. Gleichzeitig werden Markenartikler auf die Zunahme der Single-Haushalte reagieren, indem sie kleinere Packungsgrößen anstelle der früher beliebten Familien- oder Sparpakete anbieten.
Keine Verschwendung, kein Überkonsum
Alice Casiraghi lebt in Mailand. Der Service-Designerin und Mitbegründerin von Future Urban Living fällt in in Supermärkten zu viel Verpackungsabfall an. „Ich kaufe in kleinen Geschäften und transportiere meine Einkäufe in einer wiederverwendbaren Tasche“, sagt sie.
„Ich habe das Glück, in einem Land zu leben, wo es qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse gibt. Ich verschwende keine Lebensmittel und kaufe nur das, was ich wirklich brauche. Wenn doch einmal etwas übrigbleibt, verarbeite ich zum Beispiel überreife Beeren zu Marmelade oder friere sie ein, bevor sie verderben“, sagt sie.
Die Finnin Anna Kuusela, Life-Coach und Autorin von „The Wander Woman‘s Playbook“, wohnt in London. Ihr Lebensstil bringt es mit sich, dass sie häufiger in Restaurants als zu Hause isst. „Ich reise viel und habe oft Meetings mit Kunden. Da ist es manchmal sinnvoller, nicht für mich allein zu kochen. Ich möchte keine Lebensmittel kaufen, die ich dann nicht verbrauchen kann.“
Anna nutzt Apps wie Ocado, um Essen zu bestellen. „Über Abel & Cole bestelle ich auch Obst und Gemüse. Sie liefern mir eine Kiste mit ausreichend Zutaten für ungefähr zwei große Salatmahlzeiten. Ich mag, dass sie ihre Produkte direkt vom Erzeuger zum Verbraucher liefern und dass die leere Kiste auch wieder direkt bei mir zu Hause abgeholt wird.“
Lesen, was auf den Etiketten steht
Lulu, Alice und Anna bevorzugen alle Bioprodukte und regionale Erzeugnisse. „Ich schaue genau auf den Etiketten nach, ob es sich um ein Bio-Produkt handelt“, sagt Lulu. „Obst und Gemüse aus Bioanbau kaufe ich vor Ort und saisonal. Das hat den Vorteil, dass die Lebensmittel günstiger und frischer sind. Ich halte Bio für eine fairere Option mit besserer Qualität und besseren Produkten.“
Anna, die sich „quasi vegan“ ernährt, kauft aus aus gesundheitlichen Gründen hauptsächlich Bioprodukte. „Dazu bieten sich in London alle Möglichkeiten. Ich zahle gerne etwas mehr für biologische Produkte, weil ich finde, dass wir achtsam mit uns selbst umgehen müssen.“
Alice kauft gerne bei kleinen familiengeführten Geschäften. „Es ist vielleicht etwas teurer, aber trotzdem kaufe ich lieber dort als in Supermarktketten. Glücklicherweise kann ich mir das leisten. Mir ist klar, dass das nicht allen Menschen möglich ist.“
Bewusstes Konsumverhalten
Single-Haushalte haben den Vorteil, dass sie frei und nach ihren persönlichen Vorlieben entscheiden können, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen. Dies gibt Singles als Verbrauchern eine gewaltige Macht: Sie können die Produkte wählen, die im Einklang mit ihren Überzeugungen und Werten stehen. Nachhaltigkeit, insbesondere der Verpackung, erweist sich als einer der wichtigsten Faktoren dafür, welche Artikel im Warenkorb eines Singles landen.
Kaffee zum Mitnehmen wird auf der ganzen Welt konsumiert. Für Lulu ist das eine fragwürdige Gewohnheit. „Ich mache mir meinen Kaffee morgens zu Hause, weil es mich immer wieder erstaunt, welche Menge an Kunststoffabfällen durch Kaffee zum Mitnehmen anfällt.“
Auch Alice versucht, übermäßig verpackte Produkte zu vermeiden. „Ich reduziere meinen Kunststoffabfall, indem ich festes Shampoo und Conditioner anstatt flüssiger Produkte kaufe. Außerdem stelle ich mittlerweile meine eigene Zahnpasta her, das ist wirklich ganz einfach.“
„In Europa, wo sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht, kann man einfach eine nachfüllbare Wasserflasche mit sich herumtragen. Ich esse und trinke auch möglichst nicht unterwegs. In Italien setzt man sich üblicherweise zum Essen hin. Wenn das gerade nicht möglich ist, kaufe ich möglichst unverpackte Produkte, wie eine Focaccia oder ein Sandwich,“ erklärt Alice.
Da Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle für die Kaufentscheidungen von Singles spielt, müssen Markenartikler immer nachhaltigere Verpackungsalternativen anbieten. Das Sortiment von UPM Speciality Papers an holzbasierten Verpackungsmaterialien erfüllt alle Anforderungen an erneuerbare und recyclingfähige Alternativen zu fossilen Materialien.
„In London kauft man sich oft ein Sandwich und ein Getränk und isst das am Schreibtisch“, sagt Anna. „Ich versuche dann, das Beste aus dem verfügbaren Angebot auszuwählen. Aber eines mache ich immer: ich habe immer einen Stoffbeutel für Einkäufe dabei – das habe ich mir in Finnland angewöhnt. So vermeide ich es zumindest, Plastiktüten zu verwenden.“
Fakten:
- Im Zeitraum von 2001 bis 2016 ist die Anzahl der Single-Haushalte um 50 % auf 330 Millionen gestiegen.
- Bis 2020 werden Single-Haushalte 18 % aller Haushalte weltweit ausmachen.
- Die meisten der mehr als 16 Millionen Singles in den USA sind zwischen 35 und 64 Jahre alt.
- Single-Haushalte sind die häufigste Haushaltsform in der EU.
- In Schweden bestehen 59 % der Haushalte aus einer einzelnen Person.
Text: Geni Raitisoja
Fotos: Fabio Pilotti; Aska; James Tye